Das Weingut Netzl zählt nicht ohne Grund zu einem der renomiertesten Rotweinproduzenten Österreichs. Senior Franz Netzl versteht sich aber nicht nur auf die Produktion von erstklassigem Zweigelt, er schafft es mit viel Herz und Verstand, Tradition und Fortschritt in harmonischen Einklang zu bringen. Seit seine Tochter Christina im Weinberg und Keller mit von der Partie ist, weht dort ein frischer Wind. Der Netzl Wilde Liebe trocken trägt eine in der Tat wilde und abenteuerlustige Handschrift. Diese sensorische Reise beginnt mit einer tief-goldenen, von Apricot-Tönen durchwirkten Farbe. Der Duft wirkt auf die erste Nase ungestüm und wild, nach einigen Momenten wird das Bild jedoch klar und dann öffnet sich ein Fächer unfassbar herrlicher Nuancen von kalter Süßrahmbutter auf Brioche und getrockneter Mango. Wir schwenken uns auf diesen Ausnahme-Wein ein und entdecken Kräuter der Provence, Pomeranzenschale und verschiedenste Zitrusfrüchte. Eingerahmt von Feuerstein, wahnsinnig vielschichtig und elegant, die Erwartungen an das gustatorische Erlebnis, was nun kommen soll, sind hoch. Auf die Zunge trifft der Netzl Wilde Liebe trocken mit der Kraft und Eleganz eines Trapezartisten, um dann in einer Kettenreaktion mit Aromen von Kumquat, reifen Mandarinen, englischer Orangenmarmelade, Kardamom, und Akazienhonig um sich zu werfen. Ein Tannin, welches sich auf fast neckende Art von der Zungenspitze bis weit in den Gaumen schlängelt, spielt herrlich mit der Vielfalt an Eindrücken. Würzige Piment d‘ Espelette, duftig-herbe Bergamottenblüten, eine tänzelnde Frische und eine fein-salzige Mineralität, die schon fast an Carbid erinnert schwingt mit. Dieser Wein ist herrlich saftig und von unglaublicher Persistenz auf der Zunge. Nüsse in Karamell und ein süßlich-malziger Geschmack bleiben zurück. Wie erschafft man ein solches Kunstwerk? Die Trauben für diesen Chardonnay stammen aus der Ried Altenberg, welche geprägt ist von Schotter und Lössboden. Obligatorisch ist die selektive Handlese, welche an zwei Leseterminen im September durchgeführt wurde. Danach erfolgte eine Trennung der Rappen von den Beeren, welche dann ohne Quetschen einer spontanen Gärung zugeführt wurden. Diese erfolgt dann offen auf der Maische, eine Standzeit von 3 Wochen folgt. Nach dem Abpressen ruht der Jungwein dann 18 Monate ohne Schwefelzugabe in wiederbelegten Fässern. Sicherlich eine Zitterpartie für jeden Kellermeister und ein äußerst gelungenes Experiment welches definitiv einen Wein für Entdecker und Genussmenschen hervorgebracht hat. Der Name erklärt sich so auch langsam, denn dieser Wein konnte sich in seiner Entstehung austoben und wurde mit Liebe und Einfühlungsvermögen zu dem, was er nun ist. Wir ziehen unseren Hut und genießen noch etwas weiter. Text: BELViNi.DE Christine Netzl: "Diesen Wein habe ich voll und ganz seiner Bestimmung überlassen – kein Plan, keine Vorgaben. Ich bin einfach den Bedürfnissen der Trauben und des Weines vollkommen wild und mit viel Liebe gefolgt. Nicht mehr und nicht weniger."... Mehr